NORDSTEMMEN – Oktober 2020

Häh? Nordstemmen? Du must schon im Norden Deutschlands Zuhause sein, um diesen Ort zu kennen. Warum Nordstemmen? Der verlassenen Bahnhof wäre sicherlich was für „Lost Places“ Sucher. Nicht richtig. Aber wegen dem Bahnhof sind wir tatsächlich hierher gekommen. Und dann ging es weiter:

Was herauskommt, wenn ein Mann seiner Frau ein „Haus“ schenkt und ihr erlaubt, dass sie alles selbst bauen lassen kann und auch einrichten darf kannst du ganz in der Nähe von Nordstemmen betrachten: Burg Marienberg. Und weil er dann auch prompt den nächsten Krieg verloren hat, durften sie nur kurz darin wohnen. Hätte sie sich etwas bescheidener gegeben, hätten sie sicherlich länger dort leben können. Und wer weiß, was er dann mit dem gesparten Geld hätte machen können, etwa Truppen kaufen oder für das Exil ansparen? Statt Österreich wäre es dann vielleicht Italiens Küste geworden? Da kommt wieder der Schwabe zum Vorschein – meine Frau aber war ziemlich begeistert von dem Schlösschen.

Zumindest wäre die Gegend um Hannover dann um eine beliebte Open-Air Kultur-Event-Location und v.a. um eine Hochzeits-Location ärmer. Und es kämen nicht so viele Besucher aus dem Umland extra auf den kleinen Hügel (der seit der Burg „Marienberg“ heißt) mit Blick in das recht flache Land entlang der Leine, die Norddeutsche Tiefebene. Welch langweiliger – aber recht passender Namen für diese Gegend. Bei schönem Wetter sieht man übrigens vom Turm der Burg den Dom von Hildesheim – auch ein mögliches und lohnendes Ziel für die „langweiligen Orte von A bis Z“. MarienBERG – in einer Gegend, wo jeder noch so kleine See „Meer“ heißt (z.B. das durchaus größere Steinhuder Meer) und das Meer dafür „See“ genannt wird (z.B. Nordsee) darf natürlich auch ein kleiner Hügel „Berg“ heißen. Müssen wir Süddeutschen nicht verstehen, nur einfach akzeptieren – und ja nicht anfangen zu diskutieren – Punkt.

Leider müssen in 2020 wohl die geplanten Wintermärchen Advents-Sonntage auf Burg Marienberg abgesagt werden, Hätte und interessiert, wie sicherlich viele andere auch, die nach diesen Corona / Covid 19 Wochen, ja Monate mal wieer „was Schönes“ erleben wollten. Somit sicherlich ein herber Verlust für Menschen, die Schönes und Kitschiges gepaart mit Weihnachten und Winter lieben. Zumindest die Weihnachtsmärkte werden ziemlich langweilig in diesem Jahr.

Warum ist der Bahnhof so überdimensioniert? Er war mal entworfen und gebaut als königlicher Empfangsbahnhof für Schloss Marienberg. Und seither verfällt er zusehends. Alle bisherigen „Rettungs-Maßnahmen“ sind gescheitert – wegen Kosten und Eigentums-Fragen.

Wie „langweilig ist der Ort denn nun? Kann ich nicht wirklich sagen, wir waren nicht drin sondern nur auf der Burg. Die ist aber ganz schön. Wir waren einige der wenigen die zu Fuß zum Schloss sind, die meisten nutzten die gute Anfahrt per eigenem Pkw und den Parkplatz – wie langweilig. Denn eigentlich ist die Gegend schön zum Radfahren und Wandern – wenn da nur nicht die stark befahrenen Straßen wären – insbesondere die B3.

Aber die Menschen, die wir unterwegs im Ort trafen, waren richtig freundlich – auch zu Fremden. Das fällt v.a. denen auf, die nur selten im Norden unterwegs sind. Diese offene Freundlichkeit gehört bei vielen Menschen hier im Norden einfach dazu, da wird eben auch mal mit den Leuten „geredet“ – auch wenn man sie nicht seit langem kennt. Beispielsweise wird ganz selbstverständlich gefragt, ob sie ein Foto von uns machen sollen, man muss sie nicht erst darum bitten. Oder man wird auf der Straße gegrüßt, bevor man evtl. zu Seite tritt, um einen vorbei zu lassen. Manche süddeutschen Stoffel können da durchaus noch was lernen.

Noch eine Geschichte passend zur Burg? Zumindest der König der Zwerge am Eingang erinnert an die Sage vom Musikanten, der mit seinem Zwergenschatz in der Tasche prahlte und dann am Ende der Geschichte mit Pferdeäpfel statt Gold dastand. Wäre er doch nur etwas geduldiger und weniger prahlerisch gewesen und hätte er sich daran gehalten, seinen Schatz erst Zuhause zu betrachten. ZUHAUSE! Also Leute – lasst uns in diesen Zeiten geduldig sein :). Wer weiß, vielleicht geht es ja irgendwann mal anders herum und aus den vielen Pferdeäpfeln der Gegend und eben auch aus all dem „Mist dieser Tage“ werden mal Goldklumpen oder vielleicht auch ein anderer Schatz? Auf alle Fälle sehen wir die Moral der Geschichte – geduldig sein und Zuhause auf das Beste warten. Wie langweilig – aber auch passend, oder?